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Der Feuerbrand

Was ist Feuerbrand?

Der Erreger dieser Pflanzenkrankheit, das Bakterium Erwinia amylovora, wurde bisher auf mehr als 200 Arten von 40 Gattungen der Familie der Rosengewächse festgestellt. Neben diversen Birnen- und Apfelsorten, Quitte und Asienbirne zählen folgende auch bei uns sehr verbreitete Wild- und Ziergehölze zum Wirtspflanzenkreis: Weißdorn (Crataegus), Eberesche (Sorbus), Feuerdorn (Pyracantha), Mispel (Mespilus), Zwergmispel (Cotoneaster), Japanische Zierquitte (Chaenomeles), Lorbeermispel und Glanzmispel (Stranvaesia bzw. Photinia).

Lebensweise

Primäre Infektionen: Im Frühjahr gelangen die Bakterien über die Blüten oder Triebe in die Wirtspflanzen. Die Quelle für diese Primärinfektionen sind Bakterien, die an Befallsstellen am Holz oder in befallenen Früchten, die am Baum hängengeblieben sind, überwintern.
Mensch, Insekten und Vögel, aber auch Regen und Wind übertragen die Krankheit. Über die Blüten und Triebe dringen die Bakterien in das Gewebe vor.
Sekundäre Infektionen: Hat sich die Krankheit einmal im Pflanzengewebe festgesetzt, vermehrt sie sich dort innerhalb von wenigen Tagen. An feucht-warmen Tagen werden schleimige bernsteinfarbene Tropfen oder Fäden an den Befallsstellen ausgeschieden, die Millionen von Bakterien enthalten. Mit Hilfe der obgenannten Überträger gelangen diese auf gesunde Pflanzen, wo sie beim Zusammentreffen von günstigen Bedingungen Sekundärinfektionen verursachen. Diese sind zahlreicher und in ihren Auswirkungen im Allgemeinen auffallender als die Primärinfektionen.
Tückisch an der Lebensweise des Feuerbrandes ist, dass der Erreger nicht nur im Inneren der Pflanze überleben kann. Neuere Untersuchungen zeigen, dass die Bakterien über Monate auf der Oberfläche der Pflanze überleben können.

Feuerbrandähnliche Symptome

Birnenbrand, auch eine Bakterienkrankheit, wird häufig mit Feuerbrand verwechselt. Die Symptome an den Blüten und Trieben sind nahezu dieselben. Birnenbrand sondert weniger Schleim ab und erfasst im Gegensatz zu Feuerbrand kaum das Holz.
Zweigdürre, hervorgerufen durch den Pilz Nectria cinnabarrina, zeigt an Blüten und Trieben ein ähnliches Krankheitsbild wie Feuerbrand. Bei genauer Betrachtung sieht man den Unterschied: Nectria cinnabarrina äußert sich durch den typischen Krebsbefall (die Rinde ist gefurcht), manchmal brechen sogar die orangefarbenen Fruchtkörper hervor. Der Erreger des Obstbaumkrebses Nectria galligena verursacht ähnliche Symptome.
Schließlich können holzbohrende Käfer oder das Blausieb ebenfalls die Triebe zum Welken bringen und Symptome verursachen, die oberflächlich betrachtet mit Feuerbrand verwechselt werden können. Feuerbrand kann letztlich nur im Labor nachgewiesen werden. Das nächste Labor, das berechtigt ist, Pflanzenproben auf Feuerbrand zu untersuchen, ist beim Versuchszentrum Laimburg angesiedelt.
Die Mitarbeiter des Pflanzenschutzdienstes Bozen bringen alle Proben dorthin.
Der Mikrobiologe Luis LINDNER vom Versuchszentrum Laimburg hat sich bestens auf die Diagnose von feuerbrandverdächtigen Pflanzenproben eingerichtet. Im Regelfall liegt ein erstes Untersuchungsergebnis bereits nach 2 Tagen vor.

Wie wird der Feuerbrand verbreitet?

Über lange Strecken: In Neuseeland und Ägypten ist der Feuerbrand mit Vermehrungsmaterial eingeschleppt worden. Nach England und auf die Hawai-Inseln gelangte er mit Obstkisten.
Zugvögel, wie Stare, Drosseln, Grasmücken und Laubsänger ernähren sich unter anderem auch von Kernobst (Wild- und Kultursorten). Sie sind imstande, die Feuerbrandbakterien mit den Exkrementen oder den Füßen über weite Strecken zu verbreiten. Man nimmt an, dass die Krankheit mit Zugvögeln aus Belgien in das 800 km entfernte Garonnetal nach Frankreich gekommen ist.
Neuerdings vermutet man, dass Feuerbrandbakterien an Staubpartikeln auch mit den Luftströmungen über weite Strecken verbreitet werden können. Der wissenschaftliche Nachweis für die Aerosoltheorie fehlt jedoch noch.
Über kurze Strecken werden Feuerbrandbakterien durch Insekten wie Bienen, Blattläuse, Zikaden und Ameisen übertragen. Es wurde nachgewiesen, dass die Bakterien an und in der Biene bis zu 48 Stunden, im Stock sogar mehrere Wochen überleben können. An eine Bienenwanderung ist in Gebieten mit Feuerbrand nicht mehr zu denken. Regenspritzer und Wind können den Feuerbrand auf kurzen Strecken ebenfalls verbreiten.
Auch der Mensch spielt eine wichtige Rolle bei der Verbreitung über kurze Strecken.
Eine mit Feuerbrandbakterien behaftete Klinge einer Baumschere kann bis zu 300 nachfolgend geschnittene Triebe infizieren. Feuerbrand wird eher beim Sommer- als beim Winterschnitt verbreitet.